Der erste schwatzgelb.de Refugees Welcome Cup – ein unvergesslicher Tag

Am Samstag den 17.01.2015 fand in der Soccerworld Dortmund ein ganz besonderes Turnier statt: Fünf Teams mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aus Einrichtungen in Dortmund und Bochum traten gegeneinander an. Mit der Organisation dieses Tages brach auch schwatzgelb.de zu neuen Ufern auf.

Wir hatten uns seit einiger Zeit verstärkt überlegt, wie man das Vehikel schwatzgelb.de für soziales Engagement nutzen kann. Unter dem Label „flutlicht“ haben wir unsere diesbezüglichen Aktivitäten gebündelt. Die Kleiderspendenaktion unter dem Motto „Borussen helfen Flüchtlingen“, die wir in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt gestartet haben, um Klamotten für die Kleiderkammern der Dortmunder Flüchtlingsunterkünfte zu sammeln, war bereits ein großer Erfolg. Parallel verfolgten wir den Plan, einen Fußballtag für Flüchtlinge zu organisieren.

Dabei ist uns direkt die Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UMF) in den Sinn gekommen, also von Minderjährigen, die ohne Familienanhang oder sonstige Bezugspersonen in Deutschland gelandet sind. Gingen wir ursprünglich blauäugig davon aus, dass es sich dabei um Einzelfälle handeln würde und wir deshalb wohl nicht problemlos eine ausreichende Anzahl UMF für ein Fußballturnier zusammen bekommen würden, fanden wir schnell heraus, dass allein in Dortmund derzeit mehr als 400 UMF leben. Dementsprechend groß war die Nachfrage nach dem Turnier. Hatten wir ursprünglich mit circa 25 Teilnehmern gerechnet, hatten wir am Ende mehr als 60 Anmeldungen, so dass wir sogar schweren Herzens eine Auswahl treffen mussten, da diese Zahl unsere Kapazitäten weit überschritten hätte. Am Ende traten knapp 40 Jungs im Alter von 14-17 Jahren beim Turnier an.

Viele strahlende Gesichter nach dem Turnier

Eine tolle Erfahrung bei der Planung und Organisation des Turniers war es auf jeden Fall, dass wir mit unserer Idee überall offene Türen eingerannt sind. Offenbar liegt das Thema der Flüchtlingshilfe in Dortmund und rund um den BVB vielen Menschen wirklich am Herzen. Angesichts des vergifteten Klimas, das ein paar rechtsradikale Spinner in unserer Stadt zu erzeugen versuchen und des riesigen Medienechos, das sie für ihre Aktionen immer wieder bekommen, hätte einen das ja fast schon überraschen müssen. Allerdings zeigt das Bild, das diese Medienberichte zeichnen, nur einen kleinen Ausschnitt der Dortmunder Lebenswirklichkeit. Wir stellten jedenfalls fest, dass uns überall bestmöglich geholfen wurde, egal wen wir nach Unterstützung gefragt haben.

Auch das Zuschauen machte SpaßOb das die Verantwortlichen der Soccerworld waren, die uns nicht nur sofort einen Platz für unser Turnier zugesagt haben, sondern auch flexibel genug waren, dass wir auch die erhöhte Teilnehmerzahl bewältigen konnten. Am Ende standen uns zwei Plätze für drei Stunden kostenlos zur Verfügung. Auch der BVB stand uns nicht nur über seine Stiftung leuchte auf stets als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung, sondern spendete auch 5 Spielbälle und eine große Kiste mit Trikots, Shirts, Schals, Mützen&co die bei den Teilnehmern begeisterten Anklang fanden.

Außerdem wurde es uns ermöglicht, den Teilnehmern vor dem Turnier eine kostenlose Stadionführung anzubieten. Das Fanprojekt griff uns auch unter die Arme, indem es das Equipment für die Streetkick Turniere zur Verfügung stellte. Auch bei der antidiskrimierenden Faninitiative ballspiel.vereint! wurde die Idee begeistert aufgenommen und man hat uns bei Planung und Durchführung des Turniers nach Kräften unterstützt.

Am Ende wurde die Veranstaltung ein voller Erfolg. Die Mannschaften lieferten sich heiße Duelle und am Ende gab es fast nur lachende Gesichter zu sehen. Alle Beteiligten waren sich einig: Der Refugees Welcome Cup soll keine einmalige Sache bleiben. Bereits im Sommer könnte es eine Neuauflage unter freiem Himmel geben.

Mostafa, einer der Teilnehmer des Turniers, schildert im folgenden Text, wie er den Tag und den ersten schwatzgelb.de Refugees Welcome Cup erlebt hat:

Fünf verschiedene Flüchtlingsteams, ein Ball und ein Ziel – Der Refugees Welcome Cup

Post vom FC BomboclatDer Tag selbst begann mit einer Führung durch das Westfalenstadion. Dabei konnten sich die Jugendlichen viele Eindrücke holen und auch durch die angepassten Erklärungen wurde das Verstehen für die Flüchtlinge deutlich einfacherer. Über die Tribünenführungen, eine Sitzgelegenheit im Pressebereich sowie einem Photoshooting im Presseraum war alles mit drin. Man merkte deutlich, dass die Jugendlichen viel Spaß hatten und begeistert waren, in Bereiche wie der Umkleide ihre Blicke schweifen lassen zu dürfen. Ein Anblick, den die jungen Menschen aus den Krisengebieten kaum kennen.

Doch nun war das Feuer entflammt! Die Gruppen fuhren los zur Soccer World, in der das eigentliche Turnier stattfand. Der erste Anblick den die später kommenden Teams erleben durften waren Jugendliche, die bereits den Ball auf dem Felde zum Glühen brachten. Als nun auch den Teams eindrucksvolle Namen wie „Boubacar All Stars“ „FC Bomboclat“ „Juventus Werkstattjahr“ „St. Vincenz“ oder „Jawoll“ verliehen wurden, konnte es auch schon losgehen.

Mit schnellen Tricks, guter Teamarbeit und blitzschnellen Manövern wurden die Spiele bestritten. Als das Temperament einiger Spieler anstieg und es brenzlig wurde, schalteten sich auch Betreuer und Schiedsrichter ein und als letztendlich die Gemüter beruhigt waren, ging es auch schon weiter. Im Verlaufe des Spiels konnte man einige Male beobachten, dass trotz Auseinandersetzungen, die Hand zum Liegenden gereicht wurde. Ein schöner Anblick und ein Beweis, dass es ein fairer Sport ist.

Auf dem Platz ging es zur SacheAm Ende durfte sich die Mannschaft „Jawoll“ als Gewinner krönen und mit dem Sieg nach Hause fahren. Doch keines der anderen Teams dachte nur ansatzweise ans Trübsal blasen. Jeder Mitspieler ging dank Geschenken wie T-Shirts, Caps oder Bällen als Gewinner nach Hause. An diesem Tage konnten alle Teilnehmer mit einem neuen Eindrücken die Heimfahrt antreten. Kaum jemand weiß, wie die Flüchtlinge alleine nach Deutschland kamen und was sie erleben mussten, doch eins steht fest: In den Jungs steckt noch immer Kampfgeist, sie sind fest entschlossen ihr Leben fortzusetzen. Dieses Turnier war ein Erfolg, da es Aspekte wie Teamfähigkeit, Fairness und Ehrgeiz in einen Einklang brachte und zu der Komposition des „Refugees Welcome Cup“ führte.

Mostafa&Web 18.02.2015